Bordbericht 11 – Weihnachtsgrüße von der AGIV

 

Was geschieht eigentlich mittlerweile in der Karibik? Nach den regelmäßigen Bordberichten der Atlantiküberquerung habt ihr nun schon eine Weile nicht mehr von uns gehört. Woran das liegt, könnt ihr euch vielleicht schon denken: Die Sonne scheint, das Wasser lädt zum Baden ein und Wind zum Segeln gibt es auch. So hat sich die Tiefenentspannung, die das Revier ausstrahlt, vollends auf die Crew übertragen.

Doch der Reihe nach. Nachdem in Martinique verproviantiert wurde, entflohen wir dem Trubel von Le Marin, wo hunderte von Chartercrews den Weg in die Karibik antreten. So machten wir über Nacht einen langen Schlag gen Süden bis Grenada. Die ruhige Bucht ludt direkt zu erster Erholung ein. Erste Schnorchelversuche fanden statt, unter den Palmen wurde in der Hängematte entspannt und packendes Laser-Matchracing wurde ausgetragen (Dank der gut ausgestatteten Marina kamen die Jollensegler also auch auf ihre Kosten, obwohl wir den Piraten leider daheim vergessen hatten).
Am nächsten Tag wurde die Insel per Mietwagen erkundet. An einem versteckten Wasserfall wurden uns sämtliche Gewürze und Früchte der Insel – auch unter dem Namen „Spice Island“ bekannt – von einem sehr netten Local gezeigt. Nach ausgiebiger Verköstigung direkt vor Ort ging es weiter zu einer Kakaoplantage. Neben dem Bestaunen des gesamten Herstellungsprozesses kam auch hier das Probieren der Schokolade in fester und flüssiger Form nicht zu kurz. Um die Kulinarik-Tour zu komplettieren, durfte anschließend auch die Rum-Destillerie nicht fehlen. Hier wurde der Zuckerrohr noch wie zu Zeiten der französischen Kolonialzeit zu hochprozentigem Alkohol („75 percent or more“) verarbeitet. Selbst heute wird noch ein großes Wasserrad zum Antrieb der Pressen genutzt, was die Maschinenbauerherzen höher schlagen ließ. Doch es war nicht der Alkohol, der den Heimweg zum Abenteuer werden ließ. An den Linksverkehr hatten sich die Fahrer gerade gewöhnt, da mussten sie mit Einbruch der Dunkelheit bei waghalsigen Manövern der einheimischen Taxifahrer (und ihrer Scheinwerfer) Ruhe bewahren, durch Schlaglochpisten navigieren und trotz ungenauem Kartenmaterial sicher nach Hause finden. Dank dieser Meisterleistung stand der Weiterreise am nächsten Morgen nichts mehr entgegen.

Wir setzten die Segel und nahmen Kurs auf Cariacou – die nördliche „Schwesterinsel“ von Grenada. Der 40 Seemeilen lange Schlag erwies sich als erstaunlich abwechslungsreich. Wind von Flaute bis 25kn ließ uns Segelwechsel trainieren und von Sonnenschein bis zu peitschenden Regenschauern war alles dabei. Trotz, oder gerade wegen dieser Bedingungen kamen wir mit bester Stimmung bei Sonnenuntergang in Cariacou an und ließen zum ersten Mal den Anker fallen. Am nächsten Morgen setzten wir über an Land. Bei der dortigen Werft fragten wir nach einem Taxi für eine Inselrundfahrt und sechs Minuten später fuhr ein leuchtend oranger Minibus, begleitet von lautem Hupen auf den Hof. Der Besitzer und Fahrer Junie präsentierte voller Stolz seinen Bus, den er entsprechend der Jahreszeit überaus weihnachtlich geschmückt hatte. Die Deko ließ uns auch erfolgreich über den Zustand des Wagens hinwegsehen, zumal das wichtigste Bauteil – die Hupe – ja offensichtlich funktionierte. So machten wir uns gut gelaunt auf den Weg und sollten in den nächsten Stunden jeden Winkel der von 9000 Menschen besiedelten Insel kennen lernen. Nach einem Besuch an einem wunderschönen Strand verhalf uns Junie auf dem Heimweg zu frischem Fisch, der an einem kleinen Straßenstand vor unseren Augen ausgenommen wurde. So kamen wir, trotz ernüchternder Bilanz der bordeigenen Angelversuche, zu einem leckeren Abendessen. Tags darauf machten wir uns auf in Richtung Union Island, der südlichsten Insel von St. Vincent and the Grenadines. Jedoch nicht, ohne einen kurzen Zwischenstop bei Sandy Island vor Cariacou zu machen. Neben dem namensgebenden hellen Sand gab es hier Riffe mit so einigen Fischen, die erschnorchelt werden wollten. Währenddessen umkreisten uns Pelikane, die hin und wieder leicht tollpatschig im Wasser landeten.

In Union Island wurde noch einmal Wasser gebunkert, bevor wir uns schnell weiter machten in Richtung der Tobago Cays. Heute an Heiligabend, drei Tage später, sind wir immer noch hier und wollen eigentlich gar nicht mehr weg. Die Aquis Granus liegt in erster Reihe in Schwimmdistanz zum Strand und das Wasser glänzt wunderbar türkis. Ein paar Rochen patroullieren in dem flachen Wasser. Mit dem Dinghy werden die kleinen Inseln genauestens erkundet und am vorgelagerten Horseshoe Reef festgemacht, um zu ausgedehnten Schnorchelgängen zu starten. Immer wieder trifft man auf dem Weg Schildkröten, die ihren Kopf auf dem Wasser strecken. Wer schnell genug ist, hüpft hinterher um einige Zeit gemeinsam mit diesen eleganten Tieren um die Wette zu schwimmen. Kurzum: Wir sind im Paradies angekommen.

Unser Festmahl zu Weihnachten besteht heute nachmittag aus einem von den Locals zubereiteten Barbecue am Strand. Auf der Speisekarte stehen Languste und Thunfisch.

Wir hoffen euch allen geht es gut und ihr habt ein schönes Weihnachtsfest mit euren Lieben. Frohe Weihnachten wünscht euch die gesamte Crew der AG IV. Genießt die freien Tage!

2019-01-05T16:32:48+02:00
%d Bloggern gefällt das: