Bordbericht 13

Aquis Granus IV, den 10. Januar 2019, Position 15° 34,8´ N / 61° 27,8´ W Prince Rupert Bay, Dominica.

Von Jan S.

Dass das Zeitgefühl beim entspannten Bordleben schon einmal verloren gehen kann, ist für viele wohl gut nachzuvollziehen. Insbesondere gerät häufig in Vergessenheit, welchen Wochentag wir eigentlich gerade haben. Heute aber weiß jeder welcher Tag ist. Es ist Katertag. Dominicas herrlich grüne Natur mit vielen verschiedenen Obstsorten aus der Südsee wurde der Crew gestern Abend noch einmal konzentriert in Form eines Barbecues samt All-You-Can-Drink Rumpunsch präsentiert. Sparsam wie wir Studenten sind, nahmen wir das Angebot der gesunden Vitamine im Punsch reichlich an. Aber dazu später mehr…

Nachdem wir auf St. Vincent einen Sundowner hoch oben auf dem Fort der aus dem Wasser ragenden Insel „Young Island“ einnahmen, verließen wir am nächsten Morgen die Insel. Bei herrlichem Segelwetter versuchten wir ein weiteres Mal erfolglos, den Speiseplan um einen frischen Fisch zu erweitern. St. Lucia mit seinen beeindruckenden Pitons schaffte ein hervorragendes Fotomotiv, welches bei unserer Suche nach einer Mooring die Crew mit Fotografieren ablenkte. Trotz großer Anstrengungen des Mooring-Boys, ließ sich keine passende Mooring mehr für uns finden, sodass wir weiter zu unseren eigentlichen Ziel „Marigot Bay“ im Nordwesten der Insel fuhren. Da inzwischen die Nacht herangebrochen war, versuchten wir die Bucht durch die in den Seekarten verzeichneten Bojen anzusteuern. Der Mann am Vorschiff suchte verzweifelt nach einer roten Fahrwassertonne. Als darauf ein helles rotes Licht in Sicht kam, schien diese gefunden zu sein, jedoch folgten gleich darauf weitere Lichter in lila, blau, gelb und diversen anderen Farben. Es handelte sich also leider nicht um die gesuchten Seefahrtszeichen, sondern um die Beleuchtung der örtlichen Bars. Mit dem Blick aufs Echolot und einer hierzulande selten erlebten umsichtigen Fahrweise konnten wir jedoch erfolgreich an einer Mooring festmachen.

Marigot Bay bot uns nach Martinique endlich wieder ein Stückchen Zivilisation. Nach einer Süßwasserdusche wurde bei Bier und Burgern das dortige WLAN genutzt. Mit frischer Kleidung bekleidet bestaunten wir danach die Privatyachten im Hafen, die zum Teil die 100 Fuß deutlich überschritten. Schließlich durften wir in der malerischen Bucht noch einen Bordgeburtstag feiern – welches Winterkind hätte schon mit einer Party auf der AG IV gerechnet?!

Am nächsten Tag  segelten wir weiter gen Norden mit dem Ziel Dominica. Der Kurs blieb die Reise über bei 000° bis uns schließlich die Abdeckung von Dominicas Bergen bei nahezu Flaute einen Kringel drehen ließ. Der freundliche Mooring-Boy „Titus“ begrüßte uns schon am Rande der Bucht und freute sich sichtlich, morgens um halb Acht ein Anlegerbier mit uns zu trinken.

Die letzten Tage verbrachten wir damit die Insel zu erkunden. Neben der Besichtigung einer kleinen Kakaoplantage und Verkostung der von Hand hergestellten Schokolade konnten wir in einem romantisch gelegenen Restaurant die heimische Küche kennenlernen. Darauf folgten ein Badegang im Wasserfall und ein Spa-Programm in heißen Quellen samt Schlammbad, das in einigen ASVern die kindliche Freude auslöste sich gegenseitig mit Matsch zu bewerfen. Schließlich machten wir eine Bootstour über den „Indian River“, welcher reich an Mangroven, Krabben und Vögeln ist. Bei einer Führung durch eine Obstplantage am Ende des Flusses verkosteten wir allerlei Früchte und Kräuter, wie Zuckerrohr, Passionsfrüchte, Guaven und ein Kraut aus dem angeblich Paracetamol hergestellt wird. Auch die Erzeugnisse aus den tropischen Früchten, die in einer einsamen Bar ausgeschenkt wurden, mundeten uns sehr.

Abgerundet wurde der Tag von dem erwähnten Barbecue. Die ausgelassene Stimmung unter den Seglern aus aller Welt wurde nicht zuletzt dadurch beeinflusst, dass der Punsch nicht nur „kostenlos“ ausgeschenkt wurde, sondern auch das einzige angebotene Getränk war. Viele nette Gespräche führten wir sowohl mit Einheimischen als auch mit anderen Seglern, wobei die netten jungen Damen aus Neuseeland leider dem Charme der brutal gutaussehenden ASVer widerstehen konnten und sich nicht auf einen Tanz einließen. Ein Einheimischer Händler von allerlei Dingen, der sichtlich angeschlagen von seinen süßlich duftenden Zigaretten war, malte uns außerdem ein Portrait unseres Bootes auf eine Postkarte, die selbst das Motiv eines Fesselballons über London im 18. Jahrhundert zeigte. Für Interessierte: Dieses Kunstwerk, welches Picasso im Alter von 3 Jahren wohl selbst nicht besser hätte malen können, wird bald auf der Etage ausgestellt werden.

So jetzt habe ich eigentlich auch genug erzählt! Außerdem gibt es jetzt Abendessen und ich habe einen Bärenhunger.

In dem Sinne: Grüße nach Aachen! Gleich geht es zurück nach Martinique, das Schiff für die nächste Crew klarieren.

2019-01-18T19:20:55+01:00
%d Bloggern gefällt das: