Bordbericht 12 – Silvesterreise

AGIV, den 03.01.2019 Pos: 013° 07.931‘ N / 61° 12.286‘ W @ 21:00 UTC
Von Tim M.

Eine neue Crew, eine neue Reise. Das Crewalter der Silvesterreise dürfte wohl das niedrigste der Karibiksaison sein, stolze 24 Jahre sind wir im Schnitt jung – unser Schiffer zieht den Schnitt dabei stark nach oben. Für zwei der zwölf Crewmitglieder ist es außerdem die erste Segelreise mit unserer AG4.

Nach dem obligatorischen Kennenlernen und Beschnüffeln machen wir uns am 30. November auf in Richtung Tobago Cays. Ein Teil der Crew war zwar bereits im Süden der Karibik unterwegs, doch auch alle neu an Bord gekommenen wollen sich dieses Highlight der Karibik nicht entgehen lassen – wir einigen uns darauf, dass man das türkise Paradies hintem Horseshoe Reef auch ein zweites Mal ertragen kann.
Die 16-Stündige Überfahrt von Martinique in der Nacht gestaltet sich jedoch anspruchsvoller als gedacht. Von Karibikfeeling ist zunächst keine Spur: gerade der Regen macht, was er will und in einer Nacht hatten wir mehr Squalls als auf der gesamten Atlantiküberquerung zusammen. Statt entspanntem Nachtsegeln in Shorts und Sternschnuppen gibt es also Ölzeug und Nahrungsbeschaffungsmaßnahmen für Fische. Doch als wir am nächsten Morgen vor Petit Bateau einlaufen sind sich alle einig: es hat sich gelohnt. In der Bucht werden wir von mehreren Wasserschildkröten begrüßt und verbringen die darauffolgenden zwei Tage vor Anker. Wie stellt man sich wohl eine Silvesternacht auf der AG4 vor? Die erfahrenen Karibiksegler unter euch wissen, dass der Tagesrhythmus hier etwas verschoben wird, denn die Sonne geht um sechs Uhr morgens auf und um 18 Uhr abends unter. Die Müdigkeit setzt gegen 21 Uhr langsam ein, nicht die besten Bedingungen für eine lange Partynacht. Trotzdem verbringen wir bis ein Uhr nachts den Silvesterabend mit lecker Kürbissuppe – Holgers Stabmixer und dem Inverter sei Dank – und karibischen Cocktails während das telefonieren und simsen um zwölf „leider“ mangels Netz ausfällt. Schnell sind zwei Mojito-Obleute bestimmt, wer mag das wohl sein?
In diesem Sinne, eines frohes neues Jahr! Wir hoffen, ihr hattet eine schöne Silvesterfeier und seid gut in 2019 gerutscht.

Den Neujahrstag verbringen wir mit einem Ausflug auf die Insel und diversen Schnorchelgängen mit der Gummisau am Riff. Preisfrage zum neuen Jahr: wie kann man acht Maschinenbaustudierende auf einer kleinen karibischen Insel ziemlich lange beschäftigen? Ganz einfach: Man gebe ihnen eine reife Kokosnuss. Nach gefühlt stundenlanger Evaluation des besten improvisierten Werkzeugs (gewonnen hat ein Stein) und ASV-typischem Im-Kreis-stehen-und-beraten-während-einer-arbeitet ist es schließlich geschafft – wir genießen die gefühlt leckerste Kokosnuss unseres Lebens am weißen Sandstrand unter Palmen. Was für ein schöner Start in 2019.

Nächster Halt, St. Vincent!

Nach einem schnellen Müsli-Frühstück setzten wir die Segel Kurs Nord. Das nächste Ziel ist zwar nur 40 sm entfernt, liegt jedoch direkt am Wind. Mit zweitem Reff und der Genua 4, jetzt aber wieder mit Sonne, pflügten wir mit gemütlichen 8kn gen St. Vincent. Auch die neuen Crewmitglieder haben jetzt endlich ihren Spaß. Kurz vor der Bucht werden wir noch von ungefähr vierzig Delfinen mit Jungtieren begrüßt, denen es sichtlich Vergnügen bereitet, uns zumindest für eine kurze Zeit zu begleiten. Ja, das habt ihr sicher schon oft gelesen, aber es wird einfach nicht langweilig und entzückt selbst den erfahrensten Seebären an Bord.

Auf St. Vincent angekommen liegen wir vor Mooring und verbringen den restlichen Abend damit, zu planschen und Pläne für den Folgetag zu schmieden. So entscheiden wir uns für eine kleine Inselfahrt zum örtlichen Vulkan, um eben diesen zu Fuß mit Unterstützung eines lokalen Guides zu erklimmen. Ich gehe jede Wette ein, dass die Beine morgen brennen werden… Aua.

Jetzt sitze ich hier im Cockpit der AG4 und genieße den Sundowner während ich euch schreibe. Morgen früh geht es weiter Richtung St. Lucia.

Mast und Schotbruch
Tim

2019-01-17T15:55:37+02:00
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