TRANSAT 2019 – Bordbericht 4

AGIV, den 16.05.2019, Position 24°56.789’N, 56°20.737’W

Von Jonas H. + Crew

Wie lange sind wir eigentlich schon unterwegs? Ich muss im Logbuch nachschauen, um die Antwort zu finden: fünf Tage sind es schon. Aber so lang kommt es uns gar nicht vor. Man könnte vermuten, dass bei einer Atlantiküberquerung Langeweile aufkommt. Und die Aussicht soll auch nicht so besonders sein. Das können wir aber keinesfalls bestätigen!
Der heutige Tag begann für mich um 11 Uhr Bordzeit mit der zweiten Tagwache. Das bedeutet, dass die Sonne schon seit etwa zwei Stunden zu sehen ist, die Temperaturen aber noch erträglich (vermutlich unter 30 Grad) sind. Eine Salzwasserdusche am Heckkorb erfrischt und sorgt kurzfristig für Abkühlung. Ein Handtuch ist übrigens nicht nötig. Innerhalb kürzester Zeit trocknen Wind und Sonne den Körper. Anschließend sollte man schleunigst dick Sonnencreme auftragen. Xxxs (Namen zensiert) Rücken zeigt eindrucksvoll, was sonst passiert.

Der Wind fällt mittlerweile immer öfter achterlich ein, sodass wir erneut den großen Gennaker A3 setzten wollen. Sobald wir alle Schoten vorbereitet haben, überlegt der Wind es sich aber doch anders und kommt wieder von Steuerbord voraus. Egal, wir nutzen die Pause, um den Hydrogenerator zu überprüfen. Ein bisschen Seegras haben wir eingefangen, es fällt aber schnell wieder ab. Seit der gestrigen Reparatur und der Verstellung der Propellerblätter liefert der Generator – ausreichend Fahrt vorausgesetzt – zuverlässig Strom. Nach einem Kaffee dreht der Wind wieder zurück und wir können den Gennaker setzen. Mit acht bis neun Knoten Fahrt kommen wir gut voran und genießen die Weite des Atlantiks. Am Horizont sind ringsum nur Wasser, Himmel und ein paar Wolken zu sehen. Der andere Segler, den wir in etwa drei Seemeilen Abstand überholt haben, ist nicht mehr erkennbar. Dafür ist die Farbe des Wassers wirklich beeindruckend: das Atlantikwasser ist nicht einfach nur blau. Es ist ein wirklich sattes strahlendes blau-blau.
Die Crew ist teilweise mit dem Trimm der Segel und Steuern beschäftigt. Einige dösen in der Koje vor sich hin und hoffen auf ein bisschen Frischluft unter Deck. Andere haben einen Schattenplatz an Deck gefunden und lesen. Alfred steht am Herd und bereit eine Reispfanne zum Mittag zu. Unsere frischen Vorräte stehen kurz vor dem Ende. Gemüse für elf Personen passt eben nicht noch mit in den Kühlschrank rein. Die ehemals grünen Bananen sind schon verzehrreif. Unsere Proviantmeister Neele und Sebi behalten einen guten Überblick über unsere Vorräte. Gerade bereitet Sebi einen Aushang vor: „Next Paprika in Horta“. Gut so, denn das Eis in den Kühlboxen ist heute komplett geschmolzen. Nur falls uns unterwegs ein Eisberg begegnen sollte, würde Rolf sicherlich ein paar Würfel aussägen…

2019-05-18T19:28:59+01:00
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