Bordbericht 07 – Seegräser sind Rudeltiere

AGIV, den 08.12.2018 Pos: 14° 15,6‘ N / 57° 02,4‘ W @ 17:58 UTC
von Fabian M.

Es ist nicht alles azurblaues Wasser was glänzt und manchmal hat man eben einen Tag, an dem fast alles in die Hose geht. Gestern war genau so ein Tag.

Nachdem wir uns die ersten zwölf Tage unserer Reise im oft zitierten Downwind-Paradies befunden hatten, traf uns gestern Morgen um kurz nach neun der erste Squall dieser Reise. Bei diesem in europäischen Gewässern unbekannten Phänomen handelt es sich um lokale Wolkenfelder, die mit ordentlichen Böen und Schauern einhergehen. Der ganze Spuk ist ebenso schnell vorüber wie er gekommen ist, was ihn sehr unberechenbar macht. Da hilft nur schnell einzureffen und abzuwarten bis die Wolke weitergezogen ist.

Die Squalls gestern erreichten zwar nur Windgeschwindigkeiten von maximal 35 Knoten, trafen uns dafür aber bis in den späten Nachmittag beständig in unregelmäßigen Abständen. Folglich blieben wir gerefft und verzichteten darauf den Spinnaker zu setzen. Da zwischen den Squalls mit 15 Knoten eher ein flauer Wind wehte, blickte so manche/r Steuermann, bzw. -frau, in diesen Intervallen recht gelangweilt drein.

Am Nachmittag konnten wir dann ein weiteres Phänomen der Karibik beobachten. Das zunächst einzeln gesichtete Seegras hatten sich inzwischen zu ganzen Teppichen ausgeweitet, von denen einige geschätzte 10 Quadratmeter der Meeresoberfläche bedeckten. Diese Teppiche haben die
unschöne Eigenschaft, an Kiel, Ruder und sonstigen prägnanten Details des Unterwasserschiffs hängen zu bleiben, sodass sich über den Tag eine zunehmende Schwergängigkeit des Ruders bemerkbar machte. Zu allem Überfluss verloren wir in der Nacht dann den Propeller unseres Hydrogenerators, vermutlich ebenfalls ans Seegras, sodass ich euch heute mit dem monotonen Brummen des Motors im Hintergrund schreibe. Schließlich brauchen wir irgendwie Strom. Alles in allem also ein äußerst mittelmäßiger Tag.

Aber egal. Heute ist ein neuer Tag, die Sonne scheint, der Wind weht und gerade zieht uns der der altbekannte und geliebten Spinnaker 6 kräftig nach vorne. Es geht also wieder voran, während nur noch knapp 230 Meilen vor uns liegen.

Das nächste Mal hört ihr dann wohl von uns aus St. Lucia, wo wir laut unserem Naviprogramm morgen Abend ankommen werden.
Bis dann also!

2018-12-10T17:08:40+02:00
%d Bloggern gefällt das: